Analog vs. Digital
Bild 1: Die drei analogen Kameras mit den verwendeten Filmen (Fuji Provia 100F)
In diesem größeren technischen Projekt möchte ich herausfinden, wie gut analoge Filme sich gegenüber der digitalen Welt behaupten können. In meiner Ausbildung zum Fotografen war es ganz selbstverständlich Filme zu belichten, diese selbst zu entwickeln und zu vergrößern. Dabei wurden sowohl Schwarzweißfilme, als auch Diafilme (E6-Entwicklung) und Farbnegativfilme (C41-Entwicklung) verarbeitet. Damals war die Welt ganz klar in drei Hierarchien eingeteilt: Der Kleinbildfilm gehörte in die Welt der Amateure und der Reportage Fotografen, das Mittelformat war das professionelle Alltagsformat und Großbild war etwas für Architekturfotografen und Produktfotografen im Studio. In der digitalen Welt ist vieles anders. Das Kleinbildformat (jetzt Vollformat genannt) gilt als Profiformat und nur wenige Profis arbeiten in einem Mittelformat das maximal der Größe 4,5 x 6 cm entspricht. Diese Größe ist im analogen Mittelformat die kleinstmögliche Variante.
Trotzdem haben natürlich viele Profis und Amateure eine ganze Menge Filme in Ihrem Archiv und da es heute weniger populär ist Diaabende mit Käseigel und Erdbeerbowle zu machen, brauchen wir die Bilder digital um sie in den sozialen Medien und im Internet zu verbreiten. Auch das gedruckte Portfolio für den Profi weicht mehr und mehr der gestalteten Fotografen Webseite.
Nach langjähriger Arbeit mit digitalen Kameras habe ich völlig aus dem Auge verloren, wie die Qualität von Filmen einzuschätzen ist. Da selten Vergleiche durchgeführt werden, habe ich mir vorgenommen zu untersuchen, was Filme in der digitalen Zeit leisten können. Dazu habe ich die drei Formate Kleinbild, Mittelformat und Großbild (4×5 inch) getestet und mit meiner Phase ONE 60 Megapixel Kamera verglichen. Jetzt könnte man sagen: „da vergleicht einer Äpfel mit Birnen“. Da ist sicherlich was dran. Ich vergleiche aber gerne Äpfel mit Birnen 🙂
Dieser Test sollte kein wissenschaftlicher werden, sondern ich wollte herausbekommen ob analoge Filme in der digitalen Welt mithalten können oder ob sie weit abgeschlagen hinter den Aufnahmen mit Sensoren zurückbleiben. Dazu habe ich eben nicht mit Vollformat Spiegelreflexkameras verglichen, sondern mit dem Besten was mir zur Verfügung stand: Der digitalen Mittelformatskamera. Mein besonderer Fokus lag auch auf dem Großbild Film, weil dieser besonders interessant ist durch seinen großen Abbildungsmaßstab und die geringe Schärfentiefe. Zu prüfen war die Farbwiedergabe, die Auflösung, der Kontrastumfang und das Kochen sowie die Schärfentiefe. Es geht mir hier also eher um den Praxisbezug und die Bildästhetik. Wenn man Filme in Bezug auf Ihre Handhabbarkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit mit Digital vergleicht, stellen sie keine Alternative zu Digital dar. In der Arbeitsweise und im Bild Ergebnis ist das teilweise anders.
Auf meinem YouTube Kanal und ganz unten in diesem Beitrag finden Sie 4 Videos die dieses Projekt begleiten und beschreiben. Zu den Vorbereitungen und dem Shootingstar selbst schreibe ich hier im Blog nichts, das finden Sie in den Videos.
Bild2: Die drei Filmformate im Vergleich. Links Großbild, Mitte Mittelformat, rechts Kleinbild
Im oberen Bild sieht man die drei Diafilme mit dem selben Motiv, nachdem sie aus der Entwicklung zurückgekommen sind. Was hier sehr schön zu sehen ist, ist die sehr gleichmäßige Kontrast und Farbgebung. Das ist auch nicht weiter verwunderlich da es sich hier um denselben Filmtyp handelt. Die Filme sind unterschiedlich konfektioniert, die Emulsion ist aber bei allen dreien die gleiche. Wir können also die Filme sehr gut vergleichen da die Voraussetzungen gut sind. Jetzt wird der Scan zeigen, was in den Filmen steckt. Neben der Qualität der Filme ist natürlich auch die Qualität des Scans ausschlaggebend für die Qualität der digitalen Daten. Ich würde sogar behaupten der Scan ist das kritischste Element in der Kette vom analogen zum digitalen Bild. An dieser Stelle hat uns die Firma MEDIAFIX aus Köln unterstützt und uns hochwertiges Scans mit dem Hasselblad Scanner zur Verfügung gestellt.
Beginnen wir mit der Betrachtung der digitalen Daten. Zuerst vergleiche ich den Großbildscan mit dem Bild der Digitalkamera. Hier sieht man beide nebeneinander. Die Farben sind sehr ähnlich, es fällt auf dass der Scan kontrastreicher ist. Das ist auch ein Hauptunterschied zu den digitalen Daten der PhaseONE: Diafilme haben einen niedrigeren Kontrastumfang (Dynamikumfang) als hochwertige Digitalkameras. Diafilme müssen sehr genau belichtet werden da sie bei Überbelichtung schnell aus fressen (helle Bereiche werden weiß und ohne Zeichnung) und in den Schatten schnell an Informationen verlieren. Das sieht man besonders in den Haaren: Hier hat das digitale Bild mehr Informationen. Genaueres erkläre ich im Video.
Bild4: Digital und Großbilddia-Scan
Wenn wir auf 100 % zoomen sieht man die hohe Qualität des Negativ und auch die hohe Auflösung des Scans. In Detailreichtum und Schärfe kommt das DIA gut an die digitale Aufnahme heran. Was hier auffällt und was auch zu erwarten war ist der viel unscharfer Hintergrund in der analogen Aufnahme. Das liegt an dem größeren Abbildungsmaßstab der analogen Aufnahme und der größeren Brennweite des Normalobjektives ist der Fachkamera.
Bild5: 100% Zoom links digital, rechts Großbild-Dia
Der Mittelformatfilm (im folgenden Bild) schlägt sich auch ganz gut. Man sieht auch hier sehr deutlich den höheren Kontrast besonders in der Kleidung und in den Haaren.
Bild 6: Digital und Mittelformat-Scan
Wenn man ein Detail genauer betrachtet fällt auf, dass die Schärfentiefe hier ähnlich ist wie in dem Bild der Digitalkamera. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da beide Aufnahmen mit einer 80 mm Brennweite aufgenommen wurden und das Filmformat ähnlich der Größe war. Die Detailzeichnung des Mittelformat Filmes ist sehr gut, der scannen gibt alle Feinheiten sehr schön wieder. Bei genauer Betrachtung ist im Vergleich zu Digital Aufnahme in den Flächen bereits ein leichtes Filmkorn zu erkennen.
Bild7: Ausschnitt. Links digital, rechts Mittelformat-Scan
Zu guter letzt noch der Kleinbild Scan. Kleinbildfilme gibt es ja noch in fast jedem Haushalt und viele Fotografen haben im Archiv viele Rollen dieser Filmart liegen. Es gibt also einen großen Bedarf diese Filme zu digitalisieren. Eine ernsthafte Konkurrenz zu digitalen Aufnahmen stellt der Kleinbildfilm nicht dar. Schauen wir uns den Scan genauer an.
Bild8: Digital und Kleinbild-Scan
Ähnlich wie die beiden vorherigen Digitalisierung ist der hochwertige Kleinbild scannen (mit dem Hasselblad Scanner) sehr gut. die Farben sind sehr schön und der Kontrast ist ähnlich wie bei den großen Bildformaten. Wenn man jedoch einen sehr starken Bildausschnitt macht fällt die niedrigere Auflösung des Kleinbildfilms ins Auge. Im folgenden Bild sieht man ein Bildausschnitt verglichen mit der digitalen Mittelformat Aufnahme.
Bild9:Ausschnitt digital und Kelinbild-Scan
Der Scan ist sehr sauber und sicher in der Lage ein Optimum aus dem Kleinbildfilm herauszuholen. Man merkt aber auch, dass Kleinbildfilme keinen Vorsprung mehr bieten gegenüber digitalen Kameras. Der Bedarf ältere Filme zu scannen ist jedoch nach wie vor sehr groß. Wie wichtig die Verwendung eines hochwertigen Scanners ist zeigt das folgende Bild. Hier wurde dasselbe Dia mit einem handelsüblichen Konsumerscanner digitalisiert.
Bild10: Vergleich digital mit dem handelsüblichen Kleinbildscanner (links)
Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis ganz ordentlich aus. Der Kontrast ist hier jedoch wesentlich höher, die weißen Bildbereiche fressen schneller aus und in den dunklen Bildbereichen ist weniger Information. Das Gesamtbild kann trotzdem zufrieden stellend sein. Im Detail sieht man dann den Qualitätsunterschied zum hochwertigen Scanner.
Bild11: Bildausschnitt Vergleich digital mit dem handelsüblichen Kleinbildscanner (links)
Dieser starke Bildausschnitt zeigt deutlich, dass der Scanner versucht über Nachschärfung das Bild zu optimieren. Man sieht das an den weißen Rändern links am Kopf und an der gröberen Darstellung der Goldverzierung am Kragen. Man sieht auch deutlich das in den Schmerzen weniger Zeichnung ist. Das Filmkorn ist hier in dem Screenshot vermutlich nicht so gut zu erkennen sondern sieht hier eher wie eine Unschärfe aus. Die Farbwiedergabe ist auch schwieriger. Ich habe versucht Bilder anzugleichen was nicht hundertprozentig gelingt.
Fazit:
Die Qualität einer analogen Aufnahme hängt von drei Faktoren ab: Zum einen von der Qualität der Kamera und deren Objektiv, zum anderen von der Qualität des verwendeten Filmmaterials und drittens zu einem sehr großen Faktor von der Qualität der Digitalisierung (des Scans). Hochwertige Scanner können einiges mehr Ausbildung herausholen und dringen tiefer in die Feinheiten dichter Bereiche der Emulsion ein. Auch die Farbwiedergabe ist von der Qualität des Kenners abhängig.
Für die Praxis zeigt sich, dass Mittelformat Filme gerade noch mit hochwertigen Digitalkameras mithalten können und nur im Kontrastumfang (Dynamikumfang) zurückfallen. Der Großbildfilm jedoch ist immer noch einen Tick oberhalb der Auflösung teurer Digitalkameras und verfügt über ein Bildformat das sicherlich auch in näherer Zukunft noch nicht digital auf dem Markt verfügbar sein wird. Wer also mit Schärfentiefe, verstellen Möglichkeiten und Auflösung ein Maximum gehen möchte (Schärfentiefe natürlich Minimum) kann in der analogen Fotografie ab 4×5 inch durchaus eine Marktlücke finden.
Hier im Anhang die Videos zu diesem Projekt. Sie finden sie auch auf meinem YouTube Kanal:
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