nowhere noverre

In nowhere noverre spielt Fabian Chyle mit Vorlagen und Zitaten, Originalen und Kopien des klassischen Tanzes. Daraus entwickelt er eine traditionell anmutende und doch eigenwillige musikalische und tänzerische Sprache.
Das klassische Ballett ist eine der am besten konservierten und tradierten Tanzsprachen: Formalisierungen, die in das 17. Jahrhundert zurückgehen, sind uns bis heute überliefert und werden auch weiterhin praktiziert. Der Tanztheoretiker und Choreograph Jean-Georges Noverre (1727 – 1809) hat mit seinen Schriften jedoch nicht nur zur Tradierung dieser Sprache beigetragen, sondern forderte eine Neuorientierung des Tanzes hin zu einem selbstständigen Genre.
Jegliche Sprache – auch die des Körpers – wird durch Wiederholung konserviert, tradiert und fortgepflanzt. nowhere noverre zeigt die Spuren dieser Sprachen auf, dekonstruiert Text, Tanz und Musik und bringt deren Codes an die Oberfläche des Geschehens.
Um diese Codes zu untersuchen, arbeitete Fabian Chyle mit drei Generationen von Tänzern unter ihnen Jaap Flier, Gründungsmitglied des Nederlands Danstheater, die sowohl aus klassischem als auch zeitgenössischem Repertoire schöpfen.

Der Todesengel

Eine Musik-Theater-Performance
von Bernhard M. Eusterschulte
Musik: Ikarisches Ensemble
Dramaturgie: Nadja Herrwerth

eine Veranstaltung im Rahmen des Literatursommers ’06 „Im Spiegel der Romantik“ der Landesstiftung Baden-Württemberg

mit: Johanna Niedermüller, Robert Atzlinger, Daniel Gloger, Bernhard Koessler-Dirsch, Stefan Naszay
Premiere: 31. August 2006, Wagenhallen Stuttgart, Innerer Nordbahnhof 1

„Aber so eingeschränkt ist die Menschheit, dass sie für ihres Daseins Anfang und Ende keinen Sinn hat“, lässt Goethe den Werther reflektieren. Keine Gewissheit. Nirgends. Was heißt da Sterben? Die Aufklärung hinterließ ein metaphysisches Vakuum und die Romantik trat in der Poetisierung des Lebens und seiner Nachtseiten an, es zu füllen. Das ethische Dilemma dieses Mangels an Gewissheit aber – was das Leben, was das Sterben ist, reicht bis in die Gegenwart in dem Bestreben, das, was menschliches Leben ist, zu definieren und seine Grenzen zu verschieben wie zum Beispiel durch lebensverlängernde Maßnahmen. Auf welcher Grundlage aber lassen sich diese Grenzen festlegen? Wer bestimmt sie – gegebenenfalls eigenmächtig? Welchen Halt kann die Religion noch bieten, mit welcher medizinischen Erkenntnis die Wissenschaft aufwarten? Der Wunsch nach Selbstbestimmung, das Streben nach individuellem Glück im Hier und Jetzt, angestoßen durch den theologischen Zweifel, motivieren den Menschen seit der Romantik zu ungeahnter Produktivität, Flexibilität und Mobilität, um das Leben in vollen Zügen auszukosten.

Doch was bleibt vom Leben übrig, wenn es zu Ende geht, wenn die Suche nach individuellem Glück, nach Selbst-Entwurf und Selbstbestimmung – zum Warten auf den Tod wird?

Das Theaterprojekt „Der Todesengel“ thematisiert die Folgen dieses Dilemmas für die Gegenwart am Beispiel der ethischen Problematik der Sterbehilfe, fokussiert in der Patienten-Tötung durch Pfleger und Krankenschwestern, den so genannten „Todesengeln“, mit Texten von Jean Paul, Bonaventura und Eichendorff. Nach dem Tod der Mutter stehen die engsten Angehörigen vor der spärlichen Hinterlassenschaft ihres Lebens und geraten in den Sog eines Lebens, das sie zur Seite geschoben hatten. Wie hat sie in den letzten Jahren gelebt? Wer hat sie gepflegt, als sie pflegebedürftig, als sie dement wurde, als sie ihr ICH vergaß? – „Ist das neben mir noch ein Mensch?“

Mit Unterstützung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Stuttgart, des Landesverbandes Freier Theater Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der Berthold Leibinger Stiftung und des Theater Rampe Stuttgart.

Hangman

Ein Stereodrama von Robert Atzlinger

Mit Robert Atzlinger, Johanna Niedermüller und Nikolaus Okonkwo
Regie/ Raum/ Kostüm: Bernhard M. Eusterschulte

Inhalt:
Hangman erzählt die Begegnung des angolanischen Asylbewerbers Ayres mit zwei Deutschen, Carla und Wolfgang, er Theatermacher, sie Aussteigerin. Die beiden nehmen das Zusammentreffen zum Anlass, ihre Ausländerfreundlichkeit zu zeigen. Zunehmend werden jedoch unter dieser Maske ihre tatsächlichen Motive sichtbar. Und auch bei Ayres, der bis dahin nur als „zu schützende Gattung“ betrachtet wurde, treten ungeahnte Seiten zu Tage. Durchbrochen von Erzählmomenten und Zeitsprüngen wird die Handlung nach und nach aufgerollt.

Eine TART Produktion in Koproduktion mit theatertabs – raum für vergängliche kunst

RIMBAUD – Die Neckarschlacht

von Bernhard M. Eusterschulte und Johanna Niedermüller
mit Rebekka Uhlig, Diane Marstboom, Robert Atzlinger u.a.

Musik: Ikarisches Ensemble
(Martin Tansek, Fabian Hönes und Stefan Berger)

Veranstaltungsort: Wagenhalle Stuttgart

Das Performance-Projekt RimBauD oder die Neckarschlacht nimmt den Mythos der „Neckarschlacht“ – die Begegnung von Arthur Rimbaud und Paul Verlaine 1875 in Stuttgart – zum Anlass, um am Wendepunkt der persönlichen Beziehung des Künstlerpaars den Themenkreis von „Vision – Identität – und Visionsverlust“ im Spiegel sozialer Erwartung und Realität zu untersuchen.

Paul Verlaine reiste 1875 nach Stuttgart, um seinen Freund Arthur Rimbaud wiederzusehen, der in Stuttgart Deutschunterricht nahm.
Die Begegnung der beiden avantgardistischen französischen Dichter in Stuttgart markiert das Ende einer langjährigen literarischen und homoerotischen Freundschaft. Sie endete im Streit. Verlaine war zum katholischen Glauben übergetreten, während Rimbaud mit der Vorstellung eines Lebens als gesellschaftskonformer Dichter, Bohemien und Bürgerschreck abgeschlossen hatte und nach neuen Wegen poetischer Existenz suchte. Am Ufer des Neckar soll es dann zu einer Prügelei, der „Neckarschlacht“, gekommen sein.
Der Visionsverlust und Perspektivenwechsel Rimbauds prallt auf die religiöse Heilssuche Verlaines. In die tätliche Auseinandersetzung mischen sich die Stimmen von Rimbauds Mutter und Verlaines Ehefrau.

Ein Trip in die Vergangenheit von Liebe, Lust und Ekstase und die Ernüchterung am Ende der Reise, dass nichts bleibt, Bürgerlichkeit und gesellschaftliche Anerkennung auf der einen oder eine fremde Existenz als Händler und Abenteurer in Afrika auf der anderen Seite.

 

Die Erfindung der Mrs. JFK

Die Erfindung der Mrs. JFK John F. und Jaqueline Kennedy waren das erste Königspaar im Weißen Haus, und das erste Präsidentenehepaar der Mediengeschichte. Selten war ein Paar so politisch, so privat und so voneinander abhängig. Ihr Leben und seine Politik sind Teil einer medialen Selbstinszenierung zweier grandioser Schauspieler. In einer Collage authentischer Zeitdokumente wird dieses Wechselspiel der gegenseitigen Einflussnahme dokumentiert. Dabei werden in der Diskussion um Politik, Mythos und Privatmensch Kennedy einzelne Begriffe herausgefiltert und im aktuellen und zeitgenössischen Bezug näher beleuchtet. Auf der Bühne wird die Dokumentation einer politischen Ehe zur Interaktion zwischen einer Schauspielerin und den unterschiedlichsten Medien.

Johanna Niedermüller ist Jackie Kennedy und Jackie ist John F. Kennedy in der Dekodierung eines Mythos.

Irregehen / crazy going

Ein Musiktheater-Projekt von t-art 2005

Autorin: Anne Eusterschulte
Komposition: Nikola Lutz
Regie / Raum: Bernhard M. Eusterschulte

crazy going / Irregehen ist eine literarische Ereignisskizze und vielschichtige experimentelle Dokumentation der in Berlin lebenden Autorin Anne Eusterschulte. crazy going / Irregehen kreist als atmosphärische Langzeitstudie um das Leben zweier Frauen, Mutter und Tochter, einer psychisch labilen Symbiose, zeichnet ein Psychopathogramm aufbrechender Nerven, verzweifelter Ausbrüche, Wortkaskaden, Stimmen, die ein ganzes Haus und seine Wahrnehmung erzittern lassen. crazy going / Irregehen ist eine Introspektion, entwirft eine Innenwelt, die leere Fenster, kalte Wände und anonyme Türen uns in der Regel verschließen – bis die Ambulanz vor dem Haus steht und die beiden Frauen in der Psychiatrie verschwinden und verstummen läßt, um sie Monate später wieder in der Normalität ihrer Wohnung abzusetzen und den zirkulären Gang psychischer Zerrüttung von Neuem anlaufen zu lassen.

Die Komponistin Nikola Lutz und der Regisseur, RaumBildner und Performer Bernhard M. Eusterschulte setzen die literarische Vorlage der Autorin Anne Eusterschulte crazy going / Irregehen für das Musiktheater mit 2 Sängerinnen, 4 live Sprecher/innen / Stimmen um. Schwerpunkt der Auseinandersetzung sind Risse und Frakturen der symbiotischen Mutter-Tochter-Psyche, die eine eigene groteske Welt generiert, um sich gegenüber der Normalität zu behaupten.

der vil fragt gehet vil irr
(S. Franck, Paradoxa)

 

Feuerreiter

TART-Produktion

3 Women

von Sylvia Plath im Krankenhaus Bad Cannstatt. Eine TART-Produktion
Mit: Johanna Niedermüller, Klaus Gramüller, Christiane Maschajechi